Partnerschaft

Der Anfang
bp-05-rgb-96x91Angeregt durch den Evangelischen Kirchentag in Düsseldorf 1985 versuchte eine Gruppe von Christen der Evangelischen Kirchengemeinde Telgte, neben den Kontakten zu einer Gemeinde in Ostberlin – damals DDR – und einer Gemeinde in den Niederlanden, auch eine Verbindung zu den Philippinen aufzunehmen. 1987 endlich erhielt Ingrid Büker, die Frau des damaligen Pfarrers von Telgte/Ostbevern, einen Brief eines philippinischen Pastors. Reverend Edwin Gloriane berichtete darin, dass ihm zwei Ansichtskarten der Petruskirche und eine Broschüre der Stadt Telgte übergeben worden seien, mit dem Hinweis, dass Christen in Deutschland gerne Kontakt zu evangelischen Christen auf den Philippinen wünschten, um auf dem Hintergrund der verschiedenen Lebenssituationen voneinander lernen zu können. Er begrüßte dieses Anliegen sehr und übersandte Informationen über seine Gemeinde und den Kirchenkreis South Bicol Conference. Das Schreiben endete mit dem Wunsch, „dass dies der Beginn christlicher Verbindung und vielleicht einer Partnerschaft im Werk Gottes auf den Philippinen sein wird.“

Die South Bicol Conference
Die South Bicol Conference (SBC) ist eine der 33 Konferenzen der United Church of Christ in the Philippines (UCCP). Die Konferenz gehörte einst zum Betätigungsfeld des presbyterianischen Missionskomitees der USA. Das Gebiet der SBC umfasst die Provinzen Albay, Sorsogon, die Insel Catanduanes und einen Teil von Masbate im Süden der Hauptinsel Luzon. Der größte Ort ist Legaspi City am Fuße des wunderschönen, aber gefährlichen Vulkans Mount Mayon. Zur Konferenz gehören 33 Ortsgemeinden mit insgesamt nicht weniger als 5000 Gläubigen (eingeschriebene Erwachsene).

Die weitere Entwicklung
Um den nun entstandenen Kontakt bemühte sich in Telgte ein Arbeitskreis „Gemeindepartnerschaften“. Im Rahmen eines Gemeindetages am Erntedankfest 1987 erhielt die Gemeinde erste Informationen über die Philippinen und speziell über Gemeinden der SBC. Der Briefkontakt wurde immer intensiver – inzwischen füllt er einige Aktenordner. Auf philippinischer Seite wurde er in den ersten Jahren von Pastor Gloriane geführt – später von vielen anderen, auf telgter Seite zuerst vor allem von Frau Büker und von Frau Lieselotte Giersberg-Krüger, später auch von Pfarrer Günter Struck. Gegenseitig wurden Erfahrungen über Gemeindearbeit ausgetauscht, auch die politischen Ereignisse – die „Wende“ 1989/90 in Deutschland – wurden diskutiert. Die philippinische Kirche berichtete von ihren sozialen Projekten: Mahlzeiten für Slumkinder, Verbesserung der Einkommenssituation der kleinen Fischer und Händler und ähnliches. Für die Projekte wurde um Unterstützung gebeten. Nach Klärung der Frage, wie das Geld am sichersten überbracht werden konnte, wurde ein größerer Spendenbetrag zur Verfügung gestellt.
In den kommenden Jahren wurden weitere Projekte unterstützt, die meisten mit Erfolg, aber es gab auch Misserfolge durch Taifune und andere Widrigkeiten. 1993 gab es einen gewaltigen Ausbruch des Mayon-Vulkans. Etliche Tote waren zu beklagen. Sofort führte die kleine philippinische Kirche ein Hilfsprogramm durch. Rev. Gloriane, inzwischen Moderator (Superintendent) der SBC, schrieb: „Unser Plan ist, 14 Kindern zu helfen, deren Eltern beim Vulkanausbruch umgekommen sind und sie in ihrer Ausbildung nun nicht mehr unterstützen können. Dieses Programm empfehle ich Ihnen und bitte Sie, nach Leuten Ausschau zu halten, die finanzielle Hilfe geben können.“ Dieser Aufruf wurde in Telgte von vielen Gemeindegliedern befolgt; im Laufe der nächsten 3 Jahre konnten diese Kinder mit den regelmäßigen Spenden ihren Schulabschluss erreichen. Im Februar 1994 konnte Pfarrer Struck, der seit 1993 zusammen mit dem Kreis für Gemeindepartnerschaften für die Kontakte verantwortlich war, im Rahmen eines Delegationsbesuches die unterstützten Kinder treffen und sich von dem Erfolg der Maßnahme überzeugen.

Der Abschluss einer Partnerschaft
Der Besuch der Delegation aus Münster hatte das Ziel, in persönlichen Gesprächen und Beratungen den Prozess zu einer Partnerschaft zwischen den Kirchenkreisen in Münster und auf den Philippinen zu Ende zu führen. Da der Kirchenkreis Münster bis zu dem Zeitpunkt noch keine partnerschaftliche Beziehung zu einer Kirche in der sogenannten Dritten Welt hatte, eine solche aber anstrebte, wollte er die Kontakte der telgter Gemeinde nutzen und lud zwei Pfarrer von den Philippinen, darunter Rev. Gloriane, zur Kreissynode 1993 ein, um eine Partnerschaft vorzubereiten. Die Beschlussvorschläge waren schon so weit formuliert, dass Pastor Gloriane sagte: „Ich dachte, ich käme höchstens zu einer Verlobung, nun werden wir schon verheiratet.“ Der Grundsatzbeschluss der Kreissynode Münster war die Voraussetzung für die Formulierung des Vertrages, der dann von der Delegation mit den philippinischen Partnern diskutiert und ausgehandelt wurde. Im Laufe des Jahres 1994 wurde der Partnerschaftsvertrag von beiden Seiten unterzeichnet. Was in Telgte begann, wurde nun noch intensiver fortgesetzt. Das geschah sowohl auf Gemeindeebene als auch auf Kirchenkreisebene.

Zehn Jahre Partnerschaft
Briefkontakte und gegenseitige Besuche häuften sich nun. Neben kleinen Delegationen, die von hier nach dort und auch umgekehrt reisten und durch die persönlichen Kontakte die Partnerschaft vertieften, ist besonders der Jugendaustausch zu nennen. 1998 fand ein „work-camp“ auf den Philippinen statt, an dem über 20 Jugendliche aus dem Münsterland, darunter auch Jugendliche aus Telgte, Freckenhorst und Drensteinfurt, teilnahmen. Im Rahmen dieses Camps wurden zusammen mit ebenfalls 20 philippinischen Jugendlichen Renovierungsarbeiten am Missionshaus (Kreiskirchenamt) in Legaspi begonnen. Das Haus war durch Taifune stark beschädigt worden. Im Jahre 2000 fand der Gegenbesucht statt, bei dem unter anderem ein philippinischer Kulturabend in der Petruskirche in Telgte durchgeführt wurde. Im Sommer 2003 werden wieder Jugendliche aus dem Kirchenkreis Münster zu einem „Youth Camp“ auf den Philippinen aufbrechen. Auch die finanzielle Unterstützung ging weiter. 1995 hatte ein Taifun weite Landstriche der Region verwüstet. Für die Aufbauarbeit wurden Mittel, die die Gemeinden des Kirchenkreises aufbrachten, zur Verfügung gestellt. Für die Renovierungsarbeiten am Missionshaus wurden ebenfalls erhebliche Mittel bereitgestellt. Zur Zeit läuft ein Reisanbau-Projekt, das von der telgter Kirchengemeinde und einer Kirchengemeinde in Münster finanziell unterstützt wird.

Schlussbemerkungen
Mit der Partnerschaft hat die Gemeinde in Telgte und auch der Kirchenkreis eine Horizonterweiterung erfahren und neue Erfahrungen christlichen Labens und Handelns gemacht und wird sie weiterhin machen.
Denn (Zitat aus dem Partnerschaftsvertrag):

„Partnerschaft bringt Visionen und Bestrebungen beider Seiten für eine Welt und Gesellschaft, die auf das Wohlergehen und die Entwicklung eines jeden Mannes, einer jeden Frau, eines jeden Kindes sieht, zusammen. … Partnerschaft eröffnet und bietet Gelegenheiten, Orte und Foren, um christliche Liebe, Mitleid, Teilen, Zusammenarbeit zum Ausdruck bringen und so Gottes Shalom zu erlangen. Sie respektiert Grundsatzbeschlüsse, kulturelle Grenzen, konfessionelle Besonderheiten und politische Orientierungen. Jedoch bemüht sie sich, hinzuwirken auf gemeinsames Verstehen, auf Praktiken und Programme, die weiterhin die Partnerschaft – im Kontext dieses Bundes – die folgerichtige Antwort auf das Gebet Jesu Christi: ‚auf dass sie eins seien, wie du und ich eins sind …, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast‘ (Joh. 17,21).“

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